1871 Grimme, Natalis & Co, Commanditgesellschaft auf Aktien

Der Braunschweiger Albert Natalis (1831-1904) begann 1866 mit der Fabrikation von Nähmaschinen. Die Nachfrage stieg  bald so sehr an, dass eine zweite Fabrik und eine Eisengießerei unter der Leitung des Schlossermeisters Carl Grimme (1836-1883) eingerichtet werden konnten. Im Jahre 1871 erfolgte ein Zusammenschluss mit den angekauften Fabriken F. Borchers und C. A. Merkel zur Firma Grimme, Natalis & Co (GNC) als Kommanditgesellschaft auf Aktien, die auch Niederlassungen in Moskau, Mailand und Triest aufbaute. Der Umsatz an Nähmaschinen war zunächst noch sehr hoch. Bald nahm die Konkurrenz aber zu und die Preise sanken rapide. GNC begann daher in den 1880er Jahren, die Produktion auf verschiedene andere Artikel auszuweiten, so z.B. Öfen, Gasherde und Gaskochplatten, Ventilatoren, Automaten, Patent-Duplex-Waschmaschinen, Wringmaschinen, Registrierkassen und Formmaschinen.

Als Carl Grimme 1883 starb, wurde der Ingenieur Franz Trinks (1852-1931) zu seinem Nachfolger ernannt. GNC war ein wichtiger Bestandteil der Braunschweiger Industrielandschaft. Im Aufsichtsrat des Unternehmens saßen bedeutende Industrielle der Region wie z.B. Max Jüdel. Albert Natalis und Franz Trinks waren 1883  zudem maßgeblich an der Gründung des Braunschweiger Bezirksvereins des Vereins Deutscher Ingenieure beteiligt. Ebenso gehörten sie 1895 zu den Mitbegründern der Berufsgenossenschaft für Feinmechanik. Im Jahre1892 wurden der Firma Lizenzrechte an der Rechenmaschine des schwedischen Ingenieurs Willgodt Ohdner (1845 - 1905) für Deutschland, Belgien und die Schweiz für 10.000 Mark plus 10 Mark pro Maschine angeboten. Trinks setzte den Ankauf gegen den Widerstand des Aufsichtsrates durch. Zunächst nur ein Nebenprodukt bei GNC, erschlossen die Brunsviga-Rechenmaschinen immer größere Marktanteile und begründeten den späteren Weltruf der Firma. Dabei halfen geschicktes Marketing, ein Vertriebsnetz über geschulte Vertreter sowie ständige Weiterentwicklungen und Qualitätsverbesserungen an den Maschinen. Mit der Umbenennung von GNC in „Brunsviga-Maschinenwerke, Grimme, Natalis & Co AG“ im Jahre 1927 konzentrierte sich die Firma fast komplett auf den Bau von Rechenmaschinen und verkaufte bis zum 25. Firmenjubiläum 1952 über 250.000 Stück. Trotz Rationalisierung geriet die Firma durch zunehmenden Konkurrenzdruck in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste 1957 an die Olympia-Werke in Wilhelmshaven verkauft werden. Diese konnten dank einer Betriebsverlegung in das Billiglohnland Spanien die Produktion bis Ende 1963 aufrecht erhalten, bevor es zur Insolvenz kam. Insgesamt wurden über die Jahre 500.000 Brunsviga-Rechenmaschinen produziert.

Textquelle:
Liedke, Karl und Bernd Rother: Von der Zuckerfabrik bis zum Mikrochip. Braunschweigs Industrie von 1850 bis heute, Dipa-Verlag, Frankfurt/M. 1989, ISBN 3-925151-45-1

Bildquelle:
Nähmaschine von GNC, Katalog um 1880, Braunschweigisches Landesmuseum
Gutzeit, Arndt: Brunsviga-Rechenmaschinen 13 RM und 13 RK, Besitzer: AntiRost Braunschweig e.V., 2020