1879 Errichtung des Oberlandesgerichts, des Landgerichts und des Amtsgerichts Braunschweig

Die Entwicklung der Gerichtsbarkeit in Braunschweig ist seit dem 11. Jhdt. überliefert. Damals gab es Vogtgerichte mit unbegrenzter Zuständigkeit. Alles wurde mündlich verhandelt. Erst seit dem 16. Jhdt. gab es Protokolle. Als Obergericht fungierte der Gemeine Rat. Er war zuständig für schwierige Rechtsfälle, die nach römischem Recht zu entscheiden waren.

In der Zeit der französischen Besatzung (1808-1813) wurden Rechtspflege und Verwaltung erstmals getrennt. Diese Trennung wurde durch eine Gerichtsverfassung 1849 bestätigt und die Gerichtsbarkeit hierarchisch einem Stadtgericht übertragen, über dem das Kreisgericht und darüber das Obergericht standen.

1879 trat reichseinheitlich eine Justizgesetzgebung in Kraft, die die Gerichtsbarkeit hierarchisch in Amtsgericht, Landgericht und Oberlandesgericht gliederte. Für das Oberlandes-, das Landgericht und die Staatsanwaltschaft wurde ein klassizistisches Justizgebäude im Renaissancestil an der Münzstraße errichtet, das 1881 bezogen wurde. Das Amtsgericht verblieb zunächst am alten Sitz des Stadt- und Kreisgerichts in der Auguststraße, wechselte aber 1902 in das ehemalige herzogliche Krankenhaus am Wendentor. Die Staatsanwaltschaft bezog 1912 ein Stadthaus am Wilhelmplatz (jetzt Domplatz).

Nach der Perversion der Gerichtsbarkeit während der Nazizeit eröffneten die Gerichte 1945 in alter Form. Die vom Bombenkrieg schwer beschädigten Gebäude wurden in zeitgemäß einfachster Ausführung repariert. Die Staatsanwaltschaft erhielt 1956 einen Neubau an ihrem Standort Domplatz, der sich aber rasch als zu klein erwies, so dass sie 1990  in einen weiteren Neubau zwischen Turnier- und Güldenstraße umzog. Auch die Räume an der Münzstraße zeigten sich trotz eines auf dem Hof zur Kleinen Burg  hin errichteten Erweiterungsbaus als unzureichend, so dass das Oberlandesgericht 1974 seinen Hauptsitz zum Bankplatz verlegte.

Das Amtsgericht erhielt 1994 einen neuen Sitz am Standort des im Krieg fast völlig zerstörten „Landschaftlichen Hauses“ an der Martinikirche. Die Gestaltung des Gerichtsneubaus nach den Plänen der Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) mit Rekonstruktion der Fassade des ehemaligen Parlamentsgebäudes erfuhr viel Lob.

Textquellen:
Spieß, Werner: Beiträge zur Geschichte des Gerichtswesens im Lande BS, Quellen-Forschung Braunschweiger Geschichte, Bd.14, 1954
Wassermann, Rudolf: Justiz im Wandel der Zeit, Festschrift des Oberlandesgerichts Braunschweig, 1989
Brackhahn, Peter: Geschichte des Amtsgerichts Braunschweig www.amtsgericht-braunschweig.niedersachsen.de abgerufen 24.04.2020
Bildquelle: Gutzeit, Arndt: Justizgebäude in der Münzstraße, 2020