1886 Beginn einer planmäßigen Schmutzwasserableitung (Kläranlagen)

Infolge des Bevölkerungszuwachses und der zunehmenden Industrieansiedlungen im 19. Jhdt. verschlechterte sich die Qualität des Okerwassers erheblich. Maßgeblich schuld daran waren ungereinigte Abwässer der Zuckerfabriken und des Kalisalzabbaues im Harz. Die bisher als fortschrittlich angesehenen Wasserversorgung Braunschweigs (Wasserkunst) geriet zunehmend in die Kritik.

Robert Kochs Forschungen über die Erreger von Typhus und Cholera und deren Verbreitung durch das Wasser machten die Bevölkerung mobil. Erste planmäßige Schmutzwasserableitungen entstanden ab 1886, zunächst als sogenannte Mischkanalisation über die Verrohrung bislang offener Okerarme und Mühlengräben.  Die Inbetriebnahme von Wasserreinigungsanlagen vor Einleitung der Abwässer in die Oker markieren den Beginn einer bedeutenden Phase der Stadthygiene in Braunschwelg.

1895 wird das Rieselgut Steinhof eingerichtet und die dortige Abwasserbehandlung bis in die heutige Zeit dem technischen Fortschritt angepasst, wie z.B. 1979 durch die Einrichtung einer Abwasser-Vorbehandlungsanlage für ganz Braunschweig oder 1992 durch eine Schlammfaulanlage. 1954 wurde der Abwasserverband Braunschweig gegründet. Seit diesem Jahr ersetzt auch eine neue Hauptpumpstation am Biberweg in Ölper das alte Pumpwerk von 1895 an der Uferstraße.

Textquellen:
Appelt, Theodor und Wilhelm Müller: Wasserkünste und Wasserwerke der Stadt Braunschweig, G. Westermann Verlag BS, 1965
100 Jahre Stadtentwässerung BS - Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Rieselgutes Steinhof und des 40-jährigen Bestehens des Abwasserverbandes Braunschweig, Hrsgb.: Stadt BS, Baudezernat, Stadtentwässerung, BS 1995
Verwaltungsbericht der Stadt Braunschweig, 1880, S. 127                 Landtechnikmuseum Braunschweig, Gut Steinhof, 1987, S. 220, BS Stadtlexikon 4. Auflage 1996, Verlag Joh. Heinr. Meyer Braunschweig  ISBN 978-3-026701-14-5