1888 Errichtung eines zweiten Gaswerks an der Taubenstraße

Seit 1852 gab es in Braunschweig Gaslaternen. Das erste Gaswerk in der Nähe des alten Bahnhofs erreichte in den 1880er Jahren seine Kapazitätsgrenze. Man errichtete daraufhin ein zweites Gaswerk an der Taubenstraße. Die eigene Kohlevergasung wurde im Laufe der Zeit immer unwirtschaftlicher. 1941 wurde Braunschweig an das Ferngasnetz  der Reichswerke Salzgitter angeschlossen, produzierte aber bis 1959 daneben noch eigenes Gas. Weiter lesen...

Im Jahre 1852 nahm die braunschweigische Gas-Erleuchtungs-Gesellschaft den Betrieb von 100 Gaslaternen auf. Gespeist wurden sie von einem Gaswerk in der heutigen Straße Am alten Bahnhof ( ↑ BZS 1852 ). Die Stadt übernahm die Gesellschaft 1863 mit dem Ziel, den Gaspreis zu senken und dadurch den Absatz zu fördern. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits über 300 Laternen in Betrieb. Zur weiteren Kapazitätserweiterung errichtete man 1888 an der Taubenstraße ein zweites Gaswerk, das 1889 seinen Betrieb aufnahm. Ab 1893 wurden alle städtischen Hauptstraßen mit Gas beleuchtet. 1919 wurde das inzwischen veraltete erste Gaswerk stillgelegt und diente nur noch als Gasspeicher.

Gas wurde aus westfälischer Steinkohle gewonnen und auf dem Mittellandkanal transportiert. Durch die Eröffnung des Braunschweiger Hafens 1932 (↑ BZS 1932)  erhöhten sich die Transportkapazitäten für Gas und Nebenprodukte der Kohlevergasung. Dennoch wurde der Gastransport per Schiff nach und nach unwirtschaftlich. Darum wurde das Braunschweiger Gaswerk 1941 an das Ferngasnetz der Reichswerke in Salzgitter angeschlossen. Das Gaswerk an der Taubenstraße produzierte daneben pro Jahr bis zu 30 Millionen Kubikmeter eigenes Gas aus Steinkohle.

Die Kosten der Eigenproduktion überstiegen etwa seit 1955 die des Fremdbezugs. Daher legte man das Gaswerk Taubenstraße 1959 still und versorgte die Stadt nur noch mit Ferngas der Salzgitter GmbH. Diese stellte 1973 auf Erdgas um. Dieses gibt es in zwei verschiedene Qualitäten: L-Gas (low caloric) und H-Gas (high caloric). Das in den Niederlanden und Deutschland geförderte L-Gas steht in Zukunft nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung, sodass der jetzige Betreiber BS/Energy bis 2021 ganz auf H-Gas umstellen will.

Querverweise zur BZS:
1852 Inbetriebnahme der Gasanstalt
1932 Eröffnung des Braunschweiger Hafens am Mittellandkanal

Textquellen:
Horn, Wolfgang: Braunschweiger Gas-Erleuchtungs-Gesellschaft und Gaswerk am alten Haupt-bahnhof, Braunschweig 1989 (verfügbar: Stadtbibliothek BS)
Horn, Wolfgang, in: Braunschweiger Stadtlexikon S. 81, J. H. Meyer Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 978-3-926701-14-5
www.bs-netz.de/gasumstellung abgerufen am 14.11.2020

Bildquelle:
Foto: Gutzeit, Arndt: Elektrifizierte, ehemalige Gaslaterne Echternstraße / Ecke Prinzenweg, 2020