1889 Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Braunschweig - Hildesheim

Seit der Privatisierung der Braunschweigischen Staatseisenbahn 1869 und ihre Überführung in die Braunschweigische Eisenbahngesellschaft hatte Braunschweig die Planungshoheit für neue Eisenbahnstrecken verloren. Die Aktionäre hatten das Sagen. Erst nach langem Drängen wurde 1889 die Eisenbahnverbindung zwischen Braunschweig und Hildesheim realisiert. Weiter lesen...

Die Planung von Eisenbahnstrecken im Herzogtum Braunschweig war in den Jahren nach der Gründung der ersten deutschen Staatseisenbahn ( ↑ BZS 1838 ) erschwert durch die Zerstückelung des Territoriums. Meist musste man mit dem Königreich Hannover verhandeln, um eine Strecke von einem Teil des Herzogtums in einen anderen zu realisieren. Die Hannoveraner waren oft nicht sehr kooperativ, da sie sich in einer Konkurrenzsituation zu Braunschweig sahen.

Erst als Preußen Hannover 1866 annektierte, verbesserte sich die Situation ein wenig. Mit der Privatisierung der Staatseisenbahn und ihre Überführung in die Braunschweigische Eisenbahngesellschaft ( ↑ BZS 1869 ) hatte Braunschweig die Planungshoheit für den Bau von neuen Strecken verloren. Eine direkte Verbindung zwischen Braunschweig und Hildesheim war lange auf Braunschweigs Wunschliste, wurde aber erst 1889 realisiert, nachdem die Braunschweigische Eisenbahngesellschaft in die preußischen Staatsbahnen eingegliedert worden war ( ↑ BZS 1885 ).

Die Braunschweiger wollten mit dieser Strecke das Landwirtschaftsgebiet der Hildesheimer Börde erschließen. Wegen des Erzbergbaus im Nordharz baute man 1888 zunächst die Strecke von Hildesheim nach Hoheneggelsen, die 1889 nach Groß Gleidingen verlängert wurde. Dort fand sie Anschluss an die Strecke von Hannover nach Braunschweig und in Braunschweig an die Harzstrecke. Weil Braunschweig aber bis 1960 einen Kopfbahnhof hatte (↑ BZS 1960), blieb die Strecke von Berlin nach Köln über Braunschweig und Hildesheim zweitrangig, obwohl sie kilometermäßig die kürzeste war. Erst seit man zeitgleich mit dem Bau der Schnellstrecke Hannover - Würzburg und der Einführung des Intercity-Express (ICE) im Jahre 1991 die Hildesheimer Schleife errichtet hatte, wird der Verkehr von Berlin in den Südwesten Deutschlands über die kürzere Verbindung Braunschweig - Hildesheim an Hannover vorbeigeführt.

Querverweise zur Braunschweiger Zeitschiene
1838  Fahrt der 1. Deutschen Staatseisenbahn Braunschweig - Wolfenbüttel
1869  Überführung der Braunschweigischen Staatseisenbahn in die Braunschweigische Eisenbahngesellschaft
1885  Einrichtung der Königlich Preußischen Eisenbahn-Verwaltung
1960  Inbetriebnahme des neuen Braunschweiger Haupthahnhofes

Textquellen:
Röll, Freiherr von: Braunschweigische Eisenbahnen, in: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 3. Berlin, Wien 1912, S. 1-3
Wulfgramm, Christopher: Die Braunschweigische Landes-Eisenbahn EK-Verlag 2017, ISBN 978-3-8446-6409-6