1865 Gründung eines Ortsvereins des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins

In einer Zeit, in der die Industrialisierung dynamisch voranschritt, übernahm der Kaufmannssohn Wilhelm Bracke (1842 -1880) nach dem Besuch des Martino-Katharineums und Collegium Carolinums den väterlichen Mehl- und Kornhandel. Das erwirtschaftete Kapital investierte er in den „Braunschweiger Volksfreund" und seinen Parteiverlag, die er beide 1871 gründete, um sozialistische und demokratische Bildung zu vermitteln.

Aus der Auseinandersetzung mit den Schriften Lassalles während seiner Studienzeit resultierte 1865 die Gründung der braunschweigischen Sektion des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) mit zunächst 40 Mitgliedern, die vier Jahre später auf 300 angewachsen waren. Nach Lassalles Tod (1864) hatte von Schweitzer die Präsidentschaft über den ADAV inne, dessen diktatorische und dogmatische Linie Bracke strikt ablehnte und deshalb 1869 austrat. Im selben Jahr gründete er in Eisenach gemeinsam mit Bebel und Liebknecht die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), die sich 1875 mit dem ADAV zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) zusammenschloss.

1877 in den Reichstag gewählt, musste Bracke ein Jahr später Bismarcks Sozialistengesetze erleben. Das darin enthaltene Publikationsverbot traf Brackes Verlag schwer, auch wenn es ihm gelang, einen großen Teil seiner Bücher in die Schweiz zu retten. 1879 war Bracke gezwungen, das Reichstagsmandat wegen eines Lungenleidens aufzugeben. Er starb im Jahr darauf an den Folgen eines Blutsturzes.

Quellen: Jarck, Scheel: Braunschweigisches Biographisches Lexikon. Schöbel, Frieder: Wilhelm Bracke. Dem Mann des Volkes, dem Freunde der Menschheit, 3. Auflage 2005. Pollmann (Hrsg.): Wilhelm Bracke. Beiträge zum Kolloquium am 29.5.1992.
Bild: Wilhelm Bracke (1842-1880) Quelle:Braunschweigisches Landesmuseum