1880 Einstellen erster Speisewagen in Schnell- und Kurierzüge

Im Jahre 1880 entstand ein ganz neuer Dienstzweig bei den deutschen Eisenbahnen. Bei der Thüringer Eisenbahn-Gesellschaft wurden erstmals 1880 Speisewagen in die Züge eingestellt. Diese Wagen stammten von der Berlin-Anhaltinischen Eisenbahn-Gesellschaft und waren umgebaute Gepäck- oder 3.-Klasse-Wagen. Sie wurden auf der Strecke Berlin - Frankfurt a. M. zwischen Bebra und Weimar eingesetzt.

Die Inneneinrichtung bestand aus Tischen und Stühlen und einer Speisenausgabe in der Mitte des Wagens. Ab Weimar gelangte ein fertig vorbereitetes Mittagessen für die Reisenden der 1. und 2. Klasse zur Ausgabe. Ein Fünf-Gänge-Menü kostete 2,50 Mark. Da das Essen aber mit damaligen Verhältnissen nicht sehr lange warm gehalten werden konnte, wurden später kleine Küchen in die Speisewagen gebaut.

Die Speisewagen der Thüringer Eisenbahn waren die ersten Speisewagen in Europa, drei Jahre bevor der legendäre Orient-Express mit seinen Schlaf- und Speisewagen von Paris nach Konstantinopel fuhr. Aber nicht alle Menschen erfreuten sich an diesem neuen Service. Die Wirte der Bahnhofsgaststätten erlitten durch die Einführung der Speisewagen erhebliche Einkommensverluste. Sie verlangten die sofortige Abschaffung der neuen Dienstleistung, konnten sich damit aber nicht durchsetzen. Heute sind Speisewagen, in welcher Form auch immer eine Selbstverständlichkeit auf längeren Verbindungen und selbst in Regionalzügen finden sich Bistros.

Textquellen:
Mühl, Albert: Speisewagen in Deutschland" , EK-Verlag, 1994, ISBN : 978-3-882-55675-9
Dost, Paul: Wie der Kaiser reiste. Die Geschichte der Staatszüge und Salonwagen, ISBN: 978- 3-440-07571-0, Frankh-Kosmos Verlags-GnbH, Stuttgart 1998

Bildquelle:
Dost, Paul: Preußischer Küchen- und Speisewagen von 1891, In: Wie der Kaiser reiste. Die Geschichte der Staatszüge und Salonwagen, S. 62 (siehe oben)