1887 Einweihung des Hauptfriedhofes

Bedingt durch den industriellen Aufschwung stieg Braunschweigs Einwohnerzahl rasant an, zwischen 1830 und 1885 von knapp 40.000  auf über 90.000.  Als der Platz auf den Friedhöfen der einzelnen Kirchengemeinden zu knapp wurde, einigte man sich darauf, einen gemeinsamen Zentralfriedhof für alle Gemeinden zu schaffen. Man erwarb eine ca. 18 ha große Fläche aus dem Besitz des Klostergutes Riddagshausen, wovon mehr als ein Drittel zu Begräbnisfeldern, Plätzen und Wegen, Wirtschaftsgebäuden und der Kapelle ausgebaut wurde.

Den Gestaltungsauftrag hatte Stadtbaurat Ludwig Winter (1843 -1930). Er wurde unterstützt vom herzoglichen Hofgärtner Gustav Burmester (1830 - 1910). Die von Winter entworfene neugotische Kapelle bildete den Mittelpunkt der parkähnlichen Anlage mit der symmetrischen Wegeführung und den Blickachsen zu Gebäuden, Plätzen und Brunnen.

Ende 1887 wurde dieser erste Teil des Friedhofs eröffnet, auf dem auch Winter später seine letzte Ruhestätte fand. Auch andere bekannten Persönlichkeiten wie Heinrich Büssing ( ↑ BZS 1873 und ↑ 1903), Wilhelm Grotrian ( ↑ BZS 1858 ), Wilhelm Pockels (↑ BZS 1904) oder Wilhelm Raabe (↑ BZS 1910) liegen hier begraben.

1901 schlossen sich der katholische und 1910 der jüdische Friedhof an den Hauptfriedhof an. 1911 wurde das ebenfalls von Winter entworfene Krematorium in Betrieb genommen und 1929 der städtische Urnenfriedhof am Brodweg eröffnet. Der Hauptfriedhof an der Helmstedter Straße ist mit gegenwärtig 88 ha nach dem Berliner Südwestfriedhof in Stahnsdorf der zweitgrößte kirchliche Begräbnisplatz Deutschlands.

*Querverweise zur Braunschweiger Zeitschiene:

Textquelle:  Geismar, A.: Hauptfriedhof BS. Geschichte und Gegenwart  Hrsg.: Ev.-luth. Stadtkirchenverband, Braunschweig, 1997
Bildquelle: Gutzeit, Arndt: Friedhofskapelle 2020