1894 Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Braunschweig-Gifhorn

 Schon seit den 1870er Jahren wünschte man sich in Braunschweig eine Verbindung nach Gifhorn, weil man dort Anschluss an die Ost-West-Strecke von Berlin ins Rheinland bekommen konnte. Erst als 1885 die Braunschweigische Eisenbahngesellschaft in die Preußischen Staatsbahnen integriert wurden, wurde die Strecke ernsthaft geplant und schließlich 1894 realisiert. Weiter lesen...

Zwanzig lange Jahre mussten die Braunschweiger auf diese Eisenbahnlinie warten. Als Preußen 1871 - 74 die Ost-West-Strecke von Berlin durch das 1866 annektierte Königreich Hannover ins preußische Rheinland über Gifhorn gebaut hatte, kam sofort in Braunschweig der Wunsch auf, über eine Verbindungsstrecke nach Gifhorn Anschluss an die neue Strecke zu bekommen.

Warum aber dauerte die Realisierung so lange? Im Jahre 1870 hatte das Herzogtum Braunschweig aus Geldnot seine Staatseisenbahn ( ↑ BZS 1838 ), geschäftlich rückwirkend für das Jahr 1869, privatisieren und in die Braunschweigische Eisenbahngesellschaft (BEG) überführen müssen ( ↑ BZS 1869 ). Braunschweig hatte mit dem Verkauf seiner Eisenbahn zwar die Pleite des Herzogtums vermieden, aber zugleich die Planungshoheit für weitere Strecken verloren. Erst als die BEG 1885 in die Preußischen Staatseisenbahnen eingegliedert worden waren ( ↑ BZS 1885 ), wurde die Strecke nach Gifhorn ernsthaft geplant.

Es dauerte aber noch weitere neun Jahre, bis sie in Etappen realisiert wurde. Die Strecke von Meine über Gifhorn nach Triangel wurde 1890, die von Braunschweig nach Meine 1894 in Betrieb genommen. Nördlich von Triangel baute die Norddeutsche Torfmoorgesellschaft eine 7 km lange normalspurige Trasse durch das Große Westerbecker Moor, die Anfang noch mit Pferden betrieben wurde. Der feuchte Grund war eine große Herausforderung für die Ingenieure.

1898 schließlich konnte die Bahn in Wieren an die Strecke Stendal - Uelzen anschließen und den Endpunkt der heutigen Strecke Braunschweig - Uelzen (RB 47) erreichen. Diese wird seit Dezember 2020 im Stundentakt betrieben, wozu der Bahnhof Röttgesbüttel als Kreuzungsbahnhof für die sonst eingleisige Strecke ertüchtig werden musste. In weiterer Zukunft ist ein Halbstunden-Takt angedacht, wofür weitere Gleisabschnitte doppelgleisig ausgebaut werden müssten, wie z. B. die Strecke vom Hauptbahnhof Braunschweig bis Gliesmarode. Bis 2026 sind als weitere Haltepunkte in BS-Bienrode und GF-Isenbüttel geplant.

Querverweise zur Braunschweiger Zeitschiene:
1838  Fahrt der 1. Deutschen Staatseisenbahn Braunschweig - Wolfenbüttel
1869  Überführung der Braunschweigischen Staatseisenbahn in die Braunschweigische Eisenbahngesellschaft
1885  Einrichtung der Königlich Preußischen Eisenbahn-Verwaltung

Textquellen:
Röll, Freiherr von: Braunschweigische Eisenbahnen, in: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 3. Berlin, Wien 1912, S. 1-3
Haßelmann, Detlef et al., in: RB 47, Bedeutung, Geschichte und Vision der Eisenbahnstrecke von Braunschweig nach Uelzen, Hrsg.: Regionalverband Großraum Braunschweig, 2020, www.regionalverband-braunschweig.de

Bildquelle:
Ernst, Christian: Eisenbahnbrücke über den Mittellandkanal bei Bechtsbüttel, Stiftung Eisenbahnarchiv Braunschweig 2020