1895 Ende des Personenpostverkehrs in und um Braunschweig

Mit der letzten Fahrt einer Postkutsche zwischen Braunschweig und Vorsfelde endete Anfang 1895 eine fast 300-jährige Epoche des Personenverkehrs im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Weiter lesen...

Seit 1682 regelte eine neue Postordnung das Transportwesen Sie gab den „Postwagen“ auf den mitunter sehr schlechten Wegen besondere Privilegien: Andere Wagen hatten, „wann immer die Postillions zeitig ins Horn stoßen und ein Signal geben“, anzuhalten und „Posten vorbei passiren  zu lassen bey einer willkürlichen Straffe, so oft dawider gehandelt wird.

Das Fahren mit einer Kutsche war zwar bequemer als zu Fuß zu gehen. Auch war man bei schlechtem Wetter besser geschützt als beim Reiten, aber es war doch nicht zu vergleichen mit dem bequemen Reisen, wie wir es heutzutage kennen. Der beengte Kabinenraum bot vier oder sechs Reisegästen Platz, weitere Passagiere konnten auf dem Kofferraum oder auf dem Dach mitreisen, wo sie allerdings den Unbilden des Wetters ausgesetzt waren. Da die Fahrten eine Reise von oft mehreren Tagen bedeuteten, gehörten Regenmantel, Sitzkissen, Schlaf- und Bettzeug sowie Wechselwäsche zu den unverzichtbaren Bestandteilen des Gepäcks. Gebildete Reisende vergaßen auch nicht ausreichende Lektüre mitzunehmen, um sich die Zeit zu vertreiben.

Erst der Ausbau der Chausseen im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert machte die Fahrten bequemer und erhöhte die Reisegeschwindigkeit beachtlich. Konnte um das Jahr 1700 eine Postkutsche am Tag im Schnitt nur 20 Kilometer zurücklegen, so waren es 1850 bereits 100 Kilometer. Man bezeichnete diese Blütezeit auch das romantisch verklärte Postkutschenzeitalter. Es sind die Volkslieder, Gedichte und Gemälde der Biedermeierzeit, die unser Bild vom Reisen hoch auf dem gelben Wagen prägen.

Die rasante technische Entwicklung des 19. Jahrhunderts brachte dann aber ein schnelles Ende des Postkutschenwesens. Die Eisenbahn machte viele Überlandverbindungen der Kutschen überflüssig und reduzierte sie auf Zubringerdienste. Anfang des 20. Jahrhunderts tauchte als weiterer Konkurrent schließlich der Autobus auf: Erstmals verkehrte im Jahr 1904 zwischen Braunschweig und Wendeburg ein Bus der Firma Büssing (↑ BZS 1903*). Dieses neue Verkehrsmittel setzte sich danach sehr rasch in ganz Deutschland durch.

1903    Gründung der Firma H. Büssing, Spezialfabrik für Motorlastwagen und Motoromnibusse


Textquellen:
Beyrer, Klaus:  Zeit der Postkutschen – Drei Jahrhunderte Reisen 1600-1900, Verlag G. Braun, 1992
Fischach, Hans:  Lustig schmettert das Horn – Von Postillionen und Postkutschen, Verlag Bayerland 2005, ISBN 978-3-892-5135-2-0
Reinhard, Winfried: Geschichte des Öffentlichen Personenverkehr von den Anfängen bis 2014          ISBN 978-3-658-06628-4-5